- Offizieller Beitrag
STOWA Baumuster B und die Luftwaffenverordnung 1528
Die B-Uhren der Reichsluftwaffe (IWC, Laco, Stowa, Lange & Söhne, Wempe) hatten unterschiedliche Ziffernblattvarianten.
Unter Sammlern ist bekannt, dass man bei diesen Herstellern weitaus häufiger das sogenannte Baumuster B Ziffernblatt mit innerem Stundenkreis antrifft als das seltenere Baumuster A mit den außenliegenden Stunden. Bei den Vorläufern der offiziellen B-Uhren hingegen findet man neben dem seltenen Gradmaßziffernblatt ausschließlich das Baumuster A vor (Vgl. Konrad Knirim, Dt. Militäruhren, Bottrop 2002, S. 332-343).
Ferner fällt auf, dass lediglich IWC nur die ZB-Variante A herstellt hat. Es wurden nur ca. 1.200 Einheiten gefertigt. Alle anderen Uhren findet man in beiden Ausführungen relativ regelmäßig mit einer Ausnahme:
Die Firma Walter Storz (STOWA) in Pforzheim scheint überwiegend die ZB-Variante A für seine B-Uhr verwendet zu haben. Da die Produktionsunterlagen sich im Privatarchiv von Uhrmachermeister Buse in Mainz befinden, kann nur er verlässliche Aussagen treffen. Nach seinen Angaben anlässlich eines Beitrages in Flying-Time vom 04.04.2007 wurden lediglich 42 Uhren aus einer Gesamtproduktion von 6.573 Einheiten mit dem seltenen Blatt Typ B ausgerüstet.
[Blockierte Grafik: http://i227.photobucket.com/albums/dd28/travis1963/L1000852.jpg]
[Blockierte Grafik: http://i227.photobucket.com/albums/dd28/travis1963/L1000848.jpg]
[Blockierte Grafik: http://i227.photobucket.com/albums/dd28/travis1963/stowa1.jpg]
[Blockierte Grafik: http://i227.photobucket.com/albums/dd28/travis1963/stowa2.jpg]
[Blockierte Grafik: http://i227.photobucket.com/albums/dd28/travis1963/L1000853.jpg]
[Blockierte Grafik: http://i227.photobucket.com/albums/dd28/travis1963/L1000856.jpg]
Die Abbildungen zeigen eine solche Uhr mit Unitaskaliber 2812, die somit zur seltensten B-Uhr überhaupt gezählt werden darf. Dieser Fund war ein Glücksfall und trägt die Werk- und Gehäusenummer 5906, also eine spätes Exemplar. Selbst im Stowa-Museum von Jörg Schauer befindet sich kein vollständiges Exemplar. Warum Stowa lediglich eine so geringe Stückzahl vom Baumuster B produziert hat ist unklar. Zeitlich betrachtet muss vermutet werden, dass Walter Storz entweder ab der Umstellung auf das Baumuster B nur noch kurze Zeit Lieferant für B-Uhren gewesen ist oder aber eine Sondergenehmigung zur Weiterproduktion des Baumusters A besaß. Um es gleich zu sagen: Dieses Rätsel kann hier nicht gelöst werden. Dazu müssen die Produktionslisten eingesehen werden und eine konkrete zeitliche Zuordnung der produzierten Uhren erfolgen. Dafür bin ich bei meinen Recherchen im Militärarchiv Freiburg einem anderen Rätsel auf die Spur gekommen.
Bis dato war der genaue Übergang der beiden ZB-Varianten vom Baumuster A auf das Baumuster B unbekannt. Bei den gängigen Spekulationen ging man aufgrund von Seriennummern von einem späten Übergang, etwa im Jahr 1943 aus.
Die Luftwaffenverordnung, Blatt 1942, 24. Ausgabe vom 15. Juni 1942 (Bundesarchiv-Militärarchiv, RL 1) gibt eine genaue Auskunft über das exakte Datum.
Unter der Überschrift “Änderung des Ziffernblattes der B-Uhr für astronomische Navigation” heißt es lapidar: “ Die Umstellung erfolgt ab Juli 1942. Die bei der Truppe vorhandenen B-Uhren alten Musters sind weiter zu benutzen”. Datiert ist die Verordnung mit dem 04.06.1942.
Zur Illustration werden die beiden ZB-Varianten gezeigt.
Bildauszüge aus der Luftwaffenverordnung 1528, Quelle BA-Militätarchiv, Freiburg s.u.
Diese Quelle dokumentiert sehr eindrucksvoll den genauen Übergang etwa zur Mitte des Krieges. Hierdurch erklärt sich z.B. die weitaus höhere Anzahl von Baumuster B Uhren, da offenbar deckungsgleich mit anderen militärischen Ausrüstungsgegenständen die Produktion gegen Ende des Krieges stark anstieg. Die Umorganisation der Rüstungsproduktion durch Albert Speer brachte z.B. auch einen starken Anstieg der Produktion von Flugzeugmustern im Jahr 1944. Ferner erklärt sich die ausschließliche Produktion der IWC B-Uhr mit dem Baumuster A. IWC lieferte diese Uhren nämlich alle im Jahr 1940 in zwei Tranchen aus, also lange vor der Luftwaffenverordnung 1528. Es gilt nunmehr die zeitliche Zuordnung von B-Uhren unter dem Aspekt des Scheidedatums Juli 1942 zu betrachten. Eine Tatsache ist somit, dass alle Varianten des Baumusters B zeitlich nach diesem Datum eingeordnet werden können. Das Geheimnis um Stowa hingegen bleibt vorerst bestehen. Hier ist die Community auf die Mithilfe von Meister Buse angewiesen.
Beste Grüße
Walter :zwinkern: