- Offizieller Beitrag
Denkt man an Taucheruhren der polnischen Marine, so fällt einem zuerst die berühmte Blancpain Fifty Fathoms ein. Leider kam diese Uhr auch wegen ihrer zahlreichen Fälschungen zu trauriger Berühmtheit. So viele NOS Blancpain konnten unmöglich in der Magazinen der polnischen Marine den kalten Krieg überlebt haben.
Weniger bekannt ist hingegen das Modell ENICAR Sherpa Super-Dive, welches in der 60er Jahren seinen Dienst bei der polnischen Marine tat. Leider gibt es zu diesen Uhren keinerlei Literatur, sodass ich mich auf meine Erfahrungen als Sammler und auf viele Gespräche mit polnischen Händlern beziehen muss.
Viele diese Uhren trugen keinerlei militärische Kennzeichnungen auf dem Bodendeckel. Laut einem polnischen Händler, der in den 90er Jahren einen größeren Posten bei einer Auktion der Marine (Marynarka Wojenna Rzeczypospolitej Polskiej) in Gdynia (ehemals Gdingen) gekauft hatte. Ich habe bis heute nur folgende Modellvarianten gesehen:
- Schwarzes Ziffernblatt mit grauer Drehlunette und roten Datum oder
- Schwarzes Ziffernblatt mit schwarzer Drehlunette und roten Datum, wobei es sich bei der schwarzen Lunette um ein Austauschteil handeln könnte.
Sofern Markierungen vorhanden sind, sieht man diese entweder gestempelt auf dem Bodendeckel in unterschiedlichen Positionen oder mit einem Graviergerät aufgebracht auf dem Deckel und am Rand. Offenbar nahm es die polnische Marine nicht so genau mit der Einheitlichkeit. Die Versorgungsnummer besteht immer aus zwei Buchstaben: MW (Marynarka Wojenna = polnische Marine) und mehreren Nummern. Die von mir gesichteten Versorgungsnummern fangen alle mit MW 66XXX an. Hinter der Zahl 66- verbirgt sich daher möglicherweise der Gerätecode.
Und nun ein Paar Worte zur Uhr an sich: Das Enicar Modell Sherpa Super-Dive ist durch sein wasserfestes Kompressorgehäuse mit Bajonetteverschluss gekennzeichnet. An der rechten Seite befinden sich zwei Kronen. Eine für das Einstellen, die zweite zur Bedienung der drehbaren Innenlunette. Die Leuchtmasse besteht aus Tritium, welches im Laufes der maritimen Dienstzeit eine starke Verfärbung aufweist. Mit etwas über 40 mm Durchmesser ohne Kronen hat die Uhr eine schöne und angenehme Größe. Die Bandanstossbreite beträgt 20 mm. Das vergoldete Werk, Kaliber 1145 mit Automatikrotor ist eine wahre Augenweide. Es hat 24 Steine und tuckert mit lässigen 18.000 U/h dahin. Vgl. hierzu:
http://www.ranfft.de/cgi-bin/bidfun…swk&Enicar_1145
Eine typische ENICAR Polish Navy sollte zudem eine mehr oder weniger stark gebrauchte Innenlunette haben mit viel Patina. Meine Uhren haben alle diese untrügerischen Spuren maritimer Nutzung - echt vintage eben. Dies unterscheidet die Polish Navy Enicars auch von den hin und wieder auftauchenden zivilen und meist nie im Wasser getragenen Sherpa Uhren.
Welches Band die polnische Marine mit dieser Uhr ausgegeben hat bleibt unklar. Möglicherweise wurden Kunststoff Tropical Bänder verwendet. Ich werde in wenigen Wochen die Gelegenheit nutzen und in Gdynia das polnische Marine Museum besuchen. Vielleicht bringt dieser Besuch in Sachen ENICAR Sherpa neue Erkenntnisse.
Und jetzt folgen einige Bilder:
Meine polish beauties...
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Eine eingravierte Versorgungsnummer auf der Seite:
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Eine angebliche ENICAR Polish Navy mit Variante der Versorgungsnummer (Quelle: MWRforum): Hier ist zu beachten, dass die eingestanzte Versorgungsnummer mit der Nummer der nächsten gezeigten Uhr übereinstimmt, was nicht sein darf. Die hier gezeigten Ziffern erscheinen auch zu gleichmäßig. Das Gesamtbild (NOS) spricht für eine Fälschung bzw. "Veredelung" zur Polish Navy Uhr. Auch der Zeigersatz weicht von den bekannten Versionen ab. Wahrscheinlich diente die zuletzt gezeigte Uhr als Fake-Vorlage. Hier sind die Buchstaben ungleichmäßig gestanzt, wie es üblich war.
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Eine weitere Variante der Versorgungsnummer mit der typischen ungleichmäßigen Stanzung. Dies war schon bei der Blancpain FF ein Erkennungszeichen für Echtheit.(Quelle: watchlounge.com):
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ENICAR 1145:
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Der Innendeckel des Kompressorgehäuses:
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Beste Grüße
Walter :zwinkern: