- Offizieller Beitrag
Breitling Navigational Stop Watch 605 A - Die unbeachtete Schönheit
Wenn man einen Sammler nach Breitling Militärtaschenuhren fragt, wird dieser meistens ratlos den Kopf schütteln. So geht es vielen auch mit der Navigationsstoppuhr 605 A von Breitling, die von den frühen 50er Jahren bis Ende der 60er Jahre für die US Streitkräfte im Einsatz war. Dies mag auch daran liegen, dass der gleichartige Hamilton - Valjoux 23 Taschenchronograph - quasi als eigene Marke - die Herzen der patriotischen amerikanischen Sammler erobert hat. Ihr Nachfolger die Breitling hingegen hat es noch nicht einmal mehr in Steffen Röhners Buch “Militärtaschenuhren” geschafft. An der Qualität dieser schönen Uhr mag es freilich nicht liegen. Das Design mit schwarzen ZB und weißen klassischen Zeigern ist puristisch und man muss den gleichfarbigen Schriftzug Breitling förmlich suchen entlang der Zeigerachse. Im Innern arbeitet ein schönes Schaltradkaliber Valjoux 5 mit Feinregulage.
Breitling 605 A Navigation Stopwatch:
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Die Streitkräfte brauchten zu Begin des Koreakrieges dringend einen neuen Navigationschronographen. Die Hamilton wurde 1943 bis 1956 in einer Auflage von 23 146 Stück hergestellt und war bis dato der Standardchronograph der Streitkräfte. Diese Uhren fanden sich vor allem als Bordchronographen auf Flugzeugen und zur - Air Navigation - z.B. bei der U-Boot Jagd. Eine Werbung von Hamilton zeigt dies eindrucksvoll.
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In seinem Buch Military Timepieces beschreibt Marvin Whitney zwei verschiedene Versionen der Breitling 605 Marvin. E. Whitney: Military Timepieces, o.O., S. 359 ff.). Die frühen Uhren aus dem Jahr 1952 waren ausschließlich auf dem Gehäuse und dem Werk Breitling signiert. Ab 1953 wurden die identischen Uhren dann von Wakmann USA, dem Generalimporteur von Breitling, hergestellt. Das Zifferblatt ist bei beiden Ausführungen stets Breitling signiert. Der Hintergrund für diese Verwirrung war die Zusammenarbeit zwischen beiden Firmen ab Mitte der 50er Jahre. Es wurden gemeinsame Modelle im amerikanischen Markt lanciert. Das für den US Import verwendete Herstellerkürzel lautete unter dem Alleinvertrieb von Breitling bis ca. 1952 “BOW” und ab dem Datum der Kooperation mit Wakmann “WOG”.
Die unten gezeigte Liste dokumentiert gesichtete Uhren nach ihrem Hersteller in chronologischer Reihenfolge des Breitling-Gehäusenummernsystems.
Im Jahr 1952 wurden ausschließlich Breitlinguhren lanciert, zumeist mit dem alten Herstellerkennzeichen BOW. Ab 1953 kommen dann nur noch Wakmann-Uhren vor. Die Wakmanns waren am Rückdeckel und im Werk auch mit Wakmann signiert. Das ZB trug den Schriftzug “Breitling“. Die im Innendeckel befindliche Gehäusenummer war eine Breitlingnummer. Von außen, d.h. am Rückdeckel hatten die Uhren militärischen Kennzeichnungen. Hier ist ein Beispiel für eine frühe Breitling:
WATCH NAVIGATIONAL STOP
AN PART NO. 5742-1
STOCK NO. R88 W0590-000-000
MANUFATURER`S PART NO. 605 A
MANUFACTURER`S SERIAL NO. 9218
CONTRACT NO. 5273
BREITLING WATCH CORPORATION
U.S. PROPERTY
Die Referenz im zivilen Sinne entspricht dem sogenannten Hersteller Teilekennzeichen (MANUFATURER`S PART NO). Die Nummer 605 A leitet sich aus der militärischen Spezifikation MIL-W-5605 A ab. Hier wurden in einer Verordnung des Verteidigungsministeriums folgende Uhren erfasst:
MIL-W-5605A WATCH, POCKET, DTU-10/P, NAVIGATION, MASTER TIME 1
MIL-W-5605A CANC NOTE 1 WATCH, POCKET,DTU-10/P, NAVIGATION, MASTER TIME 1
Daneben gab es noch eine laufende Kontraktnummer und eine militärische Seriennummer, die in vielen Fällen mit der teilweise vorhanden Werknummer identisch war.
Bei den Wakmanns war dies im Prinzip identisch. Die Lagernummer (Stock No.) war unterschiedlich, die Teilekennzeichnung hingegen war identisch. In den Wakmannkatalogen von 1959 und 1966 wird die Wakmann unter der militärischen Spezifikation MIL-W-5605 A vorgestellt. Sie konnte offenbar auch zivil erworben werden. Eine Seriennummer war bei den militärischen Wakmann´s nicht durchgängig vorhanden wie das Beispiel aufzeigt.
WATCH NAVIGATIONAL STOP
AN PART No 5742-1
STOCK No GC 6645-241-3280
MANUFACTURER`S PART No 605 - A
CONTRACT No DA-36-038-ORD-20810
WAKMAN WATCH COMPANY INC., N.Y.C
U.S. PROPERTY
Hier ist die Uhr aus dem Katalog von 1966 zu sehen:
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Ab den 60er Jahren tauchen dann Wakmann-Exemplare mit dem Herstellerteilekennzeichen 605 A und einem Zusatzaufdruck zur Spezifikation MIL-W-5605 A. Diese Uhren haben jedoch im Gegensatz zu den frühen Breitlings und Wakmanns eine Stoßsicherung. Bei einigen wurde der Ring über der Krone ausgetauscht oder es fehlt gar die Feinregulage. Diese späten Uhren sind wohl technische Verbesserungen, da sie fortlaufend aufsteigende Nummerierungen haben. Allerdings wurden auch schon ältere Gehäusenummern mit der Ref. (5)605 A gesichtet, was auf ein Upgrading schließen lassen könnte.
Beipiel für einen (5)605 A Rückdeckelaufdruck:
STOP WATCH
MIL-W-5605A
SERIAL NO. 1218
FSN:2H6645-241-2380
MFC.PART NO. 605-A
CONT.NO.NOO104-68-D-0069
U.S.
Bei den Markierungen gab es Unterscheide zwischen den Breitling und Wakmannmodellen. Bei der Breitling befand sich die Serienummer im Innendeckel und zusätzlich auf der Werkbrücke. Darüber stand oft noch eine 4-stellige weitere Nummer, die in der Regel der militärischen Seriennummer (außen am Deckel) entsprach.
Die Wakmann hingegen besaß nur eine Nummer im Innendeckel nach dem Breitlingserienummernsystem. Die Werke waren i.d.R. unnummeriert.
Werk einer Wakmann/Breitling 605-A ohne Seriennummer (Quelle: breitlinglounge.de):
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Breitling 605 A mit Seriennummer und Zusatznummer:
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Valjoux 5 einer Breitling 605 A mit Seriennummer:
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Aufstellung gesichteter 605 A Modelle von Breitling und Wakmann (Stand 11.02.2011):
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Die Uhr mit der Werknummer 818 963 hat einen falschen Deckel und wurde aufgrund der Deckelnummer 746 667 falsch datiert. Maßgeblich ist aber die Werknummer (1952).
Bei der Werknummer 809 691 aus dem Buch von Whitney liegt wohl ein Übertragungsfehler vor, da die Seriennummer 9218 schon existiert.
Unter der Werknummer 814 464 ist die NAVI One, d.h. die Uhr mit der Seriennummer 1 registriert !
Aus Sammlersicht sind zweifelsfrei die alten Breitlings der ersten Serie aus dem Jahr 1952 die seltensten Exemplare. Hier vor allem die mit dem alten Herstellerimportkürzel BOW markierten Werke. Die ultimativste Rarität ist die Navi One, d.h. die Uhr mit der militärischen Seriennummer 001 ! Die militärische Seriennummer korreliert übrigens nicht mit der Breitlinggehäusenummer. Die militärische NAVI One, wie ich sie genannt habe, hat nicht etwa die früheste Gehäusenummer. Dennoch ist diese Uhr so etwas wie ein Holy Grail unter den Breitling Navigationschronographen.
- NAVI One - Rückdeckel:
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Nun, generell scheinen mir diese wirklich schönen und sehr gut verarbeitenden Uhren mehr Aufmerksamkeit zu verdienen.
Ich hoffe mit diesem Beitrag den Blick für diese unbeachteten Schönheiten geschärft zu haben.
Gruß,
Walter