Glashütte, September 2013
Gespräch über ein Meisterwerk: die GRAND COMPLICATION
Die GRAND COMPLICATION verfügt über ein Schlagwerk mit großem und kleinem Geläut, eine Minutenrepetition, einen Rattrapante-Chronographen mit Minutenzähler und blitzender Sekunde sowie über einen ewigen Kalender mit Mondphasenanzeige. Anthony de Haas, Direktor Produktentwicklung bei A. Lange & Söhne, beantwortet Fragen zur bislang kompliziertesten Armbanduhr der sächsischen Uhrenmarke.
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1. Was bedeutet die GRAND COMPLICATION für die Marke A. Lange & Söhne?
Mit der Entwicklung der kompliziertesten Armbanduhr, die jemals bei A. Lange &
Söhne – und in Deutschland – gebaut wurde, haben wir uhrmacherisches Neuland betreten. Die einzigartige Verbindung von sieben teilweise äußerst seltenen Komplikationen ist nicht nur eine Verbeugung vor der Tradition unserer Marke. Sie markiert zugleich den Beginn einer neuen Ära in der Geschichte von A. Lange & Söhne.
2. Was verstehen Sie unter einer „neuen Ära“?
Die Entwicklung einer Mehrfachkomplikation mit einem der komplexesten Schlagwerke, das darüber hinaus die unverwechselbare Handschrift unserer besonderen sächsischen Uhrmacherkultur trägt, hat unsere Know-how-Basis gestärkt und einen Kreativitätsschub ausgelöst. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass dieses Projekt die Tür für viele neue konstruktive Ideen geöffnet hat.
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3. Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung der GRAND
COMPLICATION?
Das Projekt war eine abenteuerliche Expedition ins Reich der Komplikationen, wo an
jeder Ecke Gefahren lauern. Die größte Herausforderung lag vor allem darin, das
perfekte Zusammenspiel mehrerer ausgefeilter Mechanismen mit Hunderten von
Teilen zu erreichen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Es galt, einen Abfall der
Amplitude zu vermeiden, wenn um Mitternacht alle Anzeigen des ewigen Kalenders
geschaltet werden und gleichzeitig das große Geläut schlägt. Das ist uns gelungen.
Darüber hinaus könnte der Besitzer im selben Augenblick auch noch den Rattrapante-Mechanismus in Gang setzen.
4. Welche Anforderungen muss ein Uhrmacher erfüllen, um das Werk der GRAND
COMPLICATION montieren zu können, und wie lange wird er dafür brauchen?
Die Montage stellt extreme Anforderungen an die reibungslose Interaktion komplizierter Mechanismen. Nur die talentiertesten und erfahrensten Uhrmacher sind in der Lage, die Herausforderungen zu meistern, die mit der Montage eines derart komplexen, aus 876 Teilen bestehenden Uhrwerks verbunden sind. Und selbst sie werden dafür ein ganzes Jahr brauchen. Das erfordert ein Höchstmaß an Konzentration, Erfahrung, Fingerspitzengefühl – und sehr viel Geduld.
5. Was geschieht während der relativ langen Montagedauer?
Die Montage, die ein Jahr dauert, beinhaltet aufwendige und umfassende Prüfverfahren. Zum Beispiel wird das Schlagwerk Tag und Nacht überwacht. Die Schläge werden über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg aufgenommen. Dann wird die Aufnahme ausgewertet, damit zu sehen ist, ob der Mechanismus jede Viertelstunde richtig wiedergibt. Wenn nicht, muss er wieder demontiert, neu justiert, zusammengebaut und erneut auf einwandfreie Funktion hin getestet werden. „Frei ohne Spiel“ lautet das physikalisch eigentlich unmögliche Ideal, das beim Schlagwerk das Zusammenspiel beweglicher Teile regiert.
6. Warum wurde diese für die Geschichte der Manufaktur so wichtige Uhr
ausgerechnet 2013 vorgestellt?
Das Jahr 2013 ist unserem uhrmacherischen Erbe gewidmet. „Unique by tradition“ lautet deshalb unser Jahresthema. Ihre Geschichte hat A. Lange & Söhne zu einer einzigartigen Marke gemacht, die ihren eigenen Weg geht und stets danach strebt, die eigenen Leistungen zu übertreffen. Die GRAND COMPLICATION verkörpert diesen Gedanken auf eine geradezu perfekte Weise.
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7. Welche Botschaft sendet A. Lange & Söhne mit der GRAND COMPLICATION?
Mehr als in jeder anderen Uhr, die jemals bei A. Lange & Söhne gebaut worden ist, manifestiert sich in der GRAND COMPLICATION das Bestreben unserer Produktentwickler und Meisteruhrmacher, bis an die äußersten Grenzen der mechanischen Uhrmacherei zu gehen. Darüber hinaus beinhaltet diese Uhr ein Versprechen: Dem Anspruch, niemals stillzustehen, werden wir auch in Zukunft gerecht werden, indem wir die Uhrenwelt mit immer neuen spannenden Entwicklungen bereichern.
8. Was können wir nach der GRAND COMPLICATION von A. Lange & Söhne erwarten?
Grundsätzlich kommentieren wir unsere zukünftigen Entwicklungen nicht. Gleichwohl lässt sich sagen, dass wir ständig an einer ganzen Reihe von Entwicklungsprojekten arbeiten. Wir sehen ein anhaltendes Interesse an Zeitmessern mit anspruchsvollen Komplikationen. Diesen Trend haben wir frühzeitig aufgegriffen und in den vergangenen zwei Jahrzehnten viele innovative und interessante Konstruktionen hervorgebracht. Mit attraktiven neuen Zeitmessern werden wir die Nachfrage weiterhin bedienen. Mit anderen Worten: Wir werden unsere Produktpolitik, die auf uhrmacherischen Spitzenleistungen und auf höchster Handwerkskunst basiert, fortsetzen.
9. In welchem Verhältnis steht die GRAND COMPLICATION zur Taschenuhr Nr. 42500, die Lange vor drei Jahren präsentiert hat?
Die GRAND COMPLICATION ist eine eigenständige Entwicklung, die in technischer und handwerklicher Hinsicht neue Perspektiven eröffnet. Die technischen Highlights sind von der Tradition uhrmacherischer Komplikationen inspiriert, die das Renommee von A. Lange & Söhne im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert begründet haben. Die Taschenuhr Nr. 42500 ist vielleicht das prominenteste und anspruchsvollste Beispiel dafür. Die Erkenntnisse, die wir während der Restaurierung der Uhr gewinnen konnten, haben uns neue Impulse gegeben. Das Gleiche gilt übrigens für die Entwicklung der GRAND COMPLICATION.
10. Wie rechtfertigt sich der Preis von fast zwei Millionen Euro?
Bei dem Preis muss man berücksichtigen, dass unser Produktentwicklungsteam sieben Jahre lang intensiv daran gearbeitet hat, alle technischen Herausforderungen zu meistern, die mit der Konstruktion und dem Bau eines so außergewöhnlichen Zeitmessers verbunden sind, und dass die gesamte Serie aus nur sechs Exemplaren besteht.
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11. Stimmt es, dass die Gesamtauflage von sechs Exemplaren bereits ausverkauft ist?
Es trifft zu, dass die Zahl der Sammler von A. Lange & Söhne, die ernsthaft am Kauf der GRAND COMPLICATION interessiert sind, die Menge der verfügbaren Uhren übersteigt. Aber wir haben noch nicht entschieden, wer von den potenziellen Käufern am Ende ein Exemplar erhalten wird. Leider lässt sich die Menge nicht erhöhen, weil wir sonst auf Jahre hinaus Kapazitäten binden würden, die wir für neue Projekte brauchen.
Quelle: Lange Uhren GmbH ; http://www.lange-soehne.com