- Offizieller Beitrag
Vor etwa 10 Jahren habe ich auf einer Uhrenbörse einen Lemania Chronographen mit Kaliber 15-TL gekauft. Die Uhr ist in einem sehr schönen authentischen Zustand mit originalem Zifferblatt und Zeigermasse. Das Besondere: Unter dem Lemania Firmenlogo sind die Buchstaben KM aufgedruckt, was zweifelsfrei für (deutsche) Kriegsmarine steht.
Armbanduhren der Kriegsmarine zählen zu den eher seltenen Sammelstücken. Neben den für Matrosen bzw. untere Dienstgrade bekannten Dreizeigeruhren der Marken Selza, Siegerin, Zentra, Berg u.a. gab es Chronographen von Hanhart. Der Hanhart KM Eindrückerchronograph mit Drehlunette und Telemeterzifferblatt ist sehr selten anzutreffen und wurde wahrscheinlich bevorzugt von Offizieren der Schiffsartillerie eingesetzt. Bekannt sind auch Hanhartchronographen in der Luftwaffenausfühung aus dem Nachlass von Offizieren der Kriegsmarine. Daneben gab es eine Reihe von Taschenchronographen, die damals bei der Marine weit verbreitet waren. Man kann die Regelversorgung mit Hanhart Armbandchronographen wahrscheinlich ab 1940/41 oder später ansetzen.
Der vorliegende Lemania Fund hat im Gegensatz zur Hanhart keine Deckelbeschriftung. Außer dem KM Aufdruck auf dem Zifferblatt gibt es keine Kennzeichnung im Sinne einer Versorgungsnummer. Bei näherer Begutachtung erkennt man sehr deutlich, dass die Buchstaben KM gleichzeitig und im selben Druckverfahren mit der restlichen ZB-Beschriftung aufgebracht wurden. Das authentifiziert den Schriftzug eindeutig.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die Lemania Chronographen analog zur Luftwaffe vor der späteren Regelversorgung eingesetzt. Die Luftwaffe führte, bevor die Regelversorgung mit Hanhart und Tutima Chronographen einsetzte, verschiedene Hersteller wie Lemania, Minerva, Universal Geneve, Leonidas u.a. Werk und Gehäusenummer der Lemania KM lassen auf eine Datierung in den späten 30er bis frühe 40er Jahre schließen. Vor kurzem entdeckte ich durch Zufall ein weiteres Exemplar dieses neu erschlossenen Uhrentyps. Interessanterweise weichen die Uhren geringfügig voneinander ab. Während die erste Uhr knapp 36 mm Durchmesser misst und einen runden Bodendeckel und Gehäuseränder hat, ist die zweite mit ca. 37,5 mm etwas größer. Sie hat einen flachen Deckel wie die Luftwaffenuhren für das RLM und eine abgesetzte Lunette, die auf zwei Ebenen geformt ist. Beide Uhren verfügen über flache Drücker und Kathedralzeiger.
Die beiden Uhren sind bis dato die einzigen Exemplare, die ich persönlich ausfindig machen konnte. Die zugrundeliegende Lemaniamodelle sind wohl bekannt unter Sammlern, nicht aber in dieser Ausführung für die Kriegsmarine. Es bleibt abzuwarten, wann und wo weitere Exemplare auftauchen werden. Oftmals ist die „Entdeckung“ eines Uhrentyps ja nur ein Auftakt für das Auftauchen weiterer Fundstücke.
Gruß,
Walter
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