- Offizieller Beitrag
Das Thema radioaktive Strahlenbelastung im Zusammenhang mit Vintageuhren wird immer wieder in diversen Foren diskutiert. Leider meist ohne wirklich erhellende Beiträge. Da einige Mitglieder hier im Forum bereits über ein Messgerät verfügen, ist die Chance gekommen, das Thema ein wenig zu erforschen und mit konkreten Messungen zu unterlegen.
Zunächst möchte ich jedoch ein paar allgemeine Informationen dazu geben. Letztendlich sollten die Messwerte in Punkto Gefährlichkeit für den menschlichen Organismus eingeordnet werden können.
Strahlenbelastung
Die sogenannte Äquivalenzdosis, gemessen in Sievert, zeigt die biologische Wirkung von locker ionisiernender Beta- und Gammastrahlung und dicht ionisierender und damit für den Organismus schädlicherer Alphastrahlung an. Die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland ohne besondere Zusatzeinflüsse beträgt rund 2,4 mSV pro Jahr (2,4 tausendstel Sievert). Ab einer Schwellendosis von 1 bis 1,5 Sv tritt die sogenannte Strahlenkrankheit auf. Zum Vergleich: Die akute Belastung in Fukushima betrug 900 mSv/h, also 0,9 Sv/h.
Die sogennante kosmische Strahlung führt am Boden zu einer Effektivdosis von etwa 300 mikroSv = 0,3 mSv pro Jahr. Im Flugzeug erhöht sich das Strahlenrisiko dramatisch. So kommt es bei einem Flug in etwa 10 bis 12 km Höhe zu einer Belastung von 5 mikroSv pro Stunde. Ein Flug von Frankfurt nach Tokio kann zu einer Dosisleistung von bis zu 100 mikroSv führen (!).
Eine den meisten Menschen völlig unbekannte Strahlenquelle ist das Rauchen. So führt der tägliche Konsum von etwa 20 Zigaretten zu einer Strahlenbelastung bis zu 13 mSv pro Jahr. Andere Quellen berichten von einer Belastung von 70 mikroSv pro Zigarette, wobei bei Verwendung von Filtern zwischen 40 % bis 70 % zurück gehalten werden.
Weitere Strahlenquellen im Alltag entstehen z.B. durch den Abbau von Braunkohle in der weiteren Umgebung und die Verwendung von Granitbauelementen in Gebäuden.
Richtwerte
Nach europäischen Richtlinien sollte die allgemeine Bevölkerung mit nicht mehr als 1 mSv pro Jahr zusätzlich zur kosmischen Strahlung belastet werden. Für Personen, die beruflich mit Strahlung zu tun haben sieht die Richtlinie eine Grenzbelastung von 20 mSV pro Jahr vor. Das eben erwähnte Flugpersonal kommt dabei schon auf eine Dosisleistung von 2,35 mSv pro Jahr.
Rechenbeispiele für eine Belastung durch Uhren
An einem Beispiel lassen sich die bei Uhren gemessenen Strahlenbelastungen nach ihrer Gesundheitsschädlichkeit einordnen. Es werden beispielsweise am Bodendeckel einer Hanhart 417-ES 1,5 mikroSv pro Stunde aus allen drei Strahlenquellen gemessen. Würde man die Uhr 24 Stunden am Tag tragen, so würde eine jährliche Strahlendosis von 13,149 mSv pro Jahr entstehen. Dies wäre weit außerhalb der zulässigen Grenzwerte. Schon nach 1 Monat wird beim ständigen Tragen der Uhr der jährliche Schwellenwert von 1mSv erreicht (!).
Doch nun kommen wir zu unserem Klopper. An einer Lange B-Uhr wird unmittelbar am Glas eine Dosisleistung von 41 mikroSv/h gemessen. Das entspricht einer Jahresdosis von 359,406 mSv pro Jahr, also ein Drittel des Fukushimawerts. An den Beispiel kann man erkennen, dass man verantwortungsbewusst mit dem Thema umgehen sollte. Insbesondere alte Militär- und Fliegeruhren gehören nur zeitweise an den Arm. Auf keinen Fall sollte man sie zu einer tägliche Trageuhr machen.
Leitlinien für die hier veröffentlichen Messungen
Hier veröffentliche Messungen bitte nur nach dem folgenden Muster durchführen:
- Zeigerstellung um 4 Minuten vor 12
- Messungen unmittelbar an Glas auf dem Zifferblatt an den Positionen 3,6,9 und 12 Uhr
- Messung unmittelbar am Glas an der Zeigerachse in der Mitte des ZB
- Messung unmittelbar an der Bodendeckelmitte auf der Zeigerachse
- Messung am Übergang zwischen Glas und Gehäuse bei 9 Uhr
- Messung in 10 cm Abstand vom Glas in der Mitte des ZB
Bitte mit dem Messgerät nur kombinierte Strahlung, also Alpha-, Beta- und Gammastrahlung messen. So und nun freue ich mich auf viele Ergebnisse. Bitte immer einen Beitrag pro Uhr und dazugehörige Messreihe.
Gruß,
Walter