Gestern am 7.4.18 gab es einen Vortrag in Regensburg von Gerd-Rüdiger Lang, dem Gründer der Firma Chronoswiss, in dem er einen längeren Vortrag über sein Uhren-Leben gehalten hat. Dieser Vortrag war sehr interessant und wurde organisiert von Mitgliedern des Uhrforums. Herr Lang schreibt derzeit auch an seinem Buch, das aufgrund seines spannenden Vortrags sehr empfehlenswert erscheint. Der Erscheinungstermin ist aber noch nicht bekannt.
So wurde er z.B. Uhrmacher auf Initiative seiner Mutter, weil es mit der Schule nicht ganz so gut geklappt hatte und er hatte damals keine Idee, was ihn in diesem Beruf erwarten würde. Für eine Stelle bei Heuer hatte er sich nach der Ausbildung aktiv beworben; er wollte damals unbedingt in die Schweiz, wo die besten Uhren gemacht wurden. Als Ausländer war es damals dort sehr schwer, eine Arbeitserlaubnis in der Uhrenindustrie zu bekommen. Er hat bei Heuer dann mehrere Positionen durchlaufen und bekamm bereits wenige Jahre später umfassende Vollmachten. Angefangen hatte er in der Werkeproduktion bei Heuer (Fehlersuche und Reperatur von fertiggestellten Werken, die nicht liefen. Das waren am Anfang wohl so ca. 3 von 100 Werken). Damals wurden dort, wie bei einigen anderen Konkurrenten auch, zu 90% Stoppuhren hergestellt und die Armbanduhren spielten damals dort noch eine untergeordnete Rolle. Später war er u.a. auch Zeitnehmer für Heuer bei diversen Sportrennen direkt an der Rennstrecke (inkl. dem Rennen damals bei dem Nicki Lauda so schwer verunglückt ist). Später war er dann bei Heuer der Leiter der Geschäftsstelle München; der einzigen offiziellen Heuer-Vertretung in Deutschland.
Für die Heuer-Werbung in dem Film "Le Mans" mit Steve McQueen hat man damals quasi nichts bezahlt; das war ein echter Glücksfall für Heuer. Den Heuer-Aufnäher hatte der damalige Vertragspartner Jo Siffert am Overall. Der bekam ein paar Uhren dafür geschenkt und der junge Jack Heuer musste ihm einen Porsche abkaufen (sonst hätte er wohl auch gar keinen bekommen). Der Overall von Jo mit dem Aufnäher hatte zufälligerweise auch Steve McQueen (für den Film) gepasst. So kam das Ganze ins Rollen. Damals hatte man nur ein paar Uhren nach Le Mans geliefert, die Herr Lang selbst hingefahren hat. Noch heute macht der Film so eine kostenlose Werbung für die Firma Heuer.
Interessant war auch die Entwicklung des automatischen Chronographen; bei der Heuer, Breitling, Büren u.a. geheimerweise zusammengearbeitet hatten. Es hatte sich aber dann sehr schnell herausgestellt, dass auch Zenith zeitgleich einen Chronographen unter dem Namen "El Primero" entwickelt hatte (beide ließen die Prospekte für die Messe damals beim gleichen Hersteller drucken..so das Ganze noch vor der Baseler Messe damals aufgeflogen) wie auch ein japanischer Hersteller.
Nach dem Aus für Heuer mitten in der Quarzkriste (90% der Schweizer Uhrenindustrie lag am Boden; in Deutschland gab es wohl keine Uhrenfertigung mehr) hatte er sich entschlossen, erst einmal seinen Meister zu machen. Danach konnte oder musste er sich sogar selbständig machen, damit er für diverse Hersteller Uhren reparieren konnte (er bekam hierzu eine Anfrage aus der Schweiz). Dazu wurde der Keller im eigenen Haus umfunktioniert. Ansonsten hätte er als Uhrmacher nicht mehr arbeiten können. Viele Uhrmacher wurden damals arbeitslos oder mussten umschulen.
Sein Glück war zu dem Zeitpunkt auch, dass die Vertriebspartner der Schweizer Uhrenindustrie in Deutschland zumeist die Uhren nur vertreiben wollten, aber kein Interesse daran hatten, diese auch zu reparieren. So hat er die Firma "Chronoswiss" (Reparatur von Schweizer Chronographen) gegründet. Es wurden Ersatzteile beschafft und Uhren von diversen Herstellern für diverse Kunden (deutsche Vertriebsfirmen/Uhrengeschäfte) repariert.
Von Heuer hatte Herr Lang ansonsten eine Vielzahl von Uhren bekommen als Kompensation für seine langjährige Mitarbeit. Diese lagen einige Jahre herum, bis ein Bekannter von ihm immer wieder Kästen mit Uhren abgeholt hat zum Weiterverkauf. Schließlich wurde klar, dass das Interesse an mechanischen Uhren wieder im Steigen begriffen war. Zu dieser Zeit, als die Fa. Chronoswiss bereits einige Jahre existiert hat, hatte er Lang die Idee, selbst mechanische Uhren zu verkaufen.
Angefangen hat man mit dem Zu- und Weiterverkauf von Uhren aus der Schweiz (u.a. Kelek). Diese wurden dann z.T. auch etwas aufgewertet. Dann kam Herr Lang auf die Idee, eigene mechanische Uhren zu bauen und zu verkaufen, die auch mehr seinen Vorstellungen entsprechen sollten. Später wurden hierzu z.B. auch Produktionsbestände an Uhrenwerketeilen aus der Schweiz aufgekauft, die eigentlich verschrottet werden sollten. Überhaupt waren die Kontakte zur Uhrenindustrie, die Herr Lang während seiner Zeit bei Heuer aufgebaut hat, sehr wichtig für den weiteren Ausbau seiner Firma. Er hat bei diversen Schweizer Firmen produzieren lassen. Erwähnt wurden auch erste Versuche, einen Glasboden zu implementieren. Die Firma Chronoswiss war die erste Firma, die eine Armbanduhr mit Glasboden herausgebracht hat.
Chronoswiss hat wohl um die 800 Modelle auf den Markt gebracht. Da kein Nachfolger zur Verfügung stand, hatte sich Herr Lang schließlich entschlossen, die Firma zu verkaufen. Er repariert aber immer noch Chronoswiss Uhren für seine alten Kunden und hat auch noch Ersatzteile. Viele Anekdoten haben mich auch an die Geschichten vom alten Sinn erinnert. Ich hoffe, ich konnte den Vortrag aus dem Gedächtnis (auszugsweise) einigermassen korrekt wiedergeben.
Alles in allem war es ein sehr interessanter Abend, bei dem man natürlich auch die Gelegenheit hatte, sich persönlich zu unterhalten. So konnte ich Herrn Lang z.B. ein Foto aus der Schweiz von einem Bekannten dort zu zeigen. Zwei Personen hat er darauf erkannt: Jack Heuer und einen Uhrmacher in Rente. Beide kannte Herr Lang noch aus seiner aktiven Heuer-Zeit. Ich hatte auch ein paar Uhren aus meiner Sammlung mit dabei. Beide Prototypen, Cal. 12 Bund und Quarz, waren ihm noch wohlbekannt. Herr Lang selbst ist übrigens damals bei dem Abgabetermin in Koblenz (damalige Prüfstelle der Bundeswehr) mit dabei gewesen. Sozusagen als deutscher Vertreter für Heuer. Eingereicht wurde nur der Cal. 12 Prototyp. Insgesamt wurden nur 15 Stück davon gebaut (vom Quarz Prototypen noch weniger...die genaue Anzahl war ihm aber nicht bekannt); einige dieser Uhren hatte Herr Lang behalten und später dann weiterverkauft. U.a. an ein anwesendes Mitglied des Uhrforums, der auch Uhrmacher ist (in Rente) und Herrn Lang noch aus der Lehrzeit kennt. Der hatte die Uhr sogar am Arm und er trägt diese jeden Tag. Lt. Aussage von Herrn Lang war wohl ein wichtiger Entscheidungsgrund für die Bundeswehr damals, die Uhren bei einem deutschen Hersteller zu kaufen (er nannnte hier Pforzheim). Wir wissen ja, dass dann die Uhren mit dem Lemania 5100 Werk zum Zug gekommen sind, die bei diversen Herstellern aus Deutschland und der Schweiz gekauft wurden (Arctos, Tengler und Tutima aus Deutschland sowie Orfina aus der Schweiz). Die Uhrenteile selbst, insbesondere die kompletten Uhrenwerke, kamen aber eigentlich alle aus der Schweiz.