Elegie zu neuen Zeiten
Ja, etwas melancholisch bin ich schon, wenn ich 30 Jahre Uhren-Veröffentlichungen, eine Wagenladung, zum Altpapier gebe (Bild unten). Jede Menge gelbe Marker, Eselsohren und Lesezeichen, hunderte interessante Artikel über Uhren, Hersteller, Techniken und zwar nur die gezählt, die mich als Militäruhren-Spezi interessieren.
Ja ich weiß, die DGC (Deutsche Gesellschaft für Chronometrie) hat das meiste davon digitalisiert, aber es ist nicht für jeden öffentlich verfügbar, Urheberschutz! Und wer ist schon Mitglied, wer recherchiert schon dort? Das z.T. wahllose Durchblättern von gut bebilderten Druckwerken führt immer wieder zu überaschenden Entdeckungen und Erkenntnissen. Die wichtigsten Artikel habe ich noch in meinem Papierarchiv, welches ich behalte, das komplett zu scannen und findbar zu katalogisieren ist mir zu mühsam.
Mein chinesischer Freund Daniel Wu lebt und arbeitet in Düsseldorf und besitzt kein Papier, keinen Drucker, keine Landkarte, keine Zeitung. Alles ist angeblich im Handy. Ich glaube aber, er kriegt nichts Lokales mit, weiß bei seinen vielen Ausflügen nicht, wo er ist, sondern folgt auf kleinem Display den Navigationsanweisungen. Handschrift und Kopfrechnen geht hirn- und handmotorisch nicht mehr. Das ist wohl die Zukunft auch bei den Schulkindern!
Ich jedenfalls möchte weder auf die Fachzeitschrift, die Lokalzeitung oder die Generalkarte verzichten und weiß, was im Kellerkino läuft und was auf dem naheliegenden Grundstück gebaut wird und wo Norden, das nächste Gebirge und mein Wohnhaus im Weltatlas und im Autoatlas ist. Ich bin aber auch durchaus bei zwei Dutzend Foren angemeldet und habe digital Zeitungen und Journale abonniert, lebe also auch aktiv in der digitalen Welt.
Ich wünsche allen einen gelungenen Einstieg ins Neues Jahr 2020.
Konrad Knirim